Der Blick ins Archiv zeigt – fast alle zwei Jahre zieht es ein paar Ouchis in andere Wettkampfdisziplinen. Neben dem Roadrunner-Duo am 29.4.2012 und Robert, dem am 12.4.2014 eher nach Höhenmetern war, stand 2017 im Zeichen des Rennrades. Nachdem mit der Teilnahme am Sommergasshuku ein erstes Ziel erfolgreich erreicht wurde, stand für mich am 13.8. noch das Velorace in Dresden auf dem Plan.
Die Vorbereitung darauf (“Oh, nur noch 14 Tage bis zum Rennen…”) verlief pragmatisch. Da es nach vielen Jahren Pause mein erstes Radrennen war, sollte der Spaß und die Erfahrung im Vordergrund stehen.
Sonntag früh kurz nach 8 rollte ich aus der Neustadt Richtung Frauenkirche und wurde im Hauseingang mit einer individuellen Streetart auf das bevorstehende Ereignis eingestimmt. Hannes und Peter hatten am Abend zuvor nochmal alle Dinge auf die es im Rennen ankommt auf einer Fläche von 4x15m dokumentiert.
Der Start erfolgte neutralisiert bis an das Terassenufer, mit Überquerung des Start/Ziels wurden die jeweiligen Transponder am Rad scharfgeschaltet und die persönliche Zeitmessung begann. Auf den ersten Kilometern regulierte sich das Starterfeld automatisch nach fahrerischer Leistung – ich wurde nach hinten “durchgereicht”. Auch startete ich viel zu schnell, hatte meine Probleme, die anderen Fahrer einzuordnen, fuhr für mich allein im Wind und die Aufregung tat ihr übriges, so das ich nach gut 5-7 km schon gut aus der Puste war.
An der Kreuzung Stübelallee / Karcherallee gab es dann die große Überraschung – ein wilder Haufen an Ouchis jubelte und brüllte mir allerlei Anfeuerungsrufe entgegen und eine Kuh auf zwei Beinen begann mich für kurze Zeit zu verfolgen und feuerte mich ebenfalls an. Motiviert für die verbleibenden 55 km trat ich in die Pedale.
Wenige Kilometer später wurde mir dann aber endgültig klar, daß Einzelkämpfer hier auf verlorenem Posten fuhren und als mich ein weiteres Mal ein Zug aus gefühlt 20 Fahrern überholte, schwenkte ich ein und hing mich in den Windschatten der letzten Fahrer. Hier kam das Aha-Erlebnis – man wurde regelrecht mitgezogen, konnte verschnaufen und fast schon gemütlich mitrollen. Der Puls normalisierte sich während der ganze Zug weiterraste. In dieser Gruppe konnte ich ca. 15 km mithalten, bis ich an einer Kurve versehentlich abreißen ließ. Da ich nun aus dem Windschatten raus war und der Wind komplett einwirkte, war an ein ranfahren und aufschließen nicht mehr zu denken. Der Zug entfernte sich langsam von mir und der laut klickende Freilauf der letzten Fahrer wurde leiser. Es waren noch immer mehr als 20 km bis ins Ziel – genug Zeit, um einen Plan zu schmieden. Einzelne Fahrer kämpften sich vorbei, manchmal auch zwei, drei. Hier konnte ich mich wieder ranhängen und nutzte den entstehenden Windschatten. Auf geraden Streckenabschnitten hielt ich mich in der kleinen Gruppe gut, die Kurven allerdings waren kritisch, es fehlte mir die Erfahrungen der anderen, zu stark bremste ich ich ab und hatte im Anschluss mehr Aufwand beim rausbeschleunigen.
Auf den letzten Kilometern bekam diese Gruppe immer mehr Zuwachs durch andere Fahrer und so vergingen Zeit und Kilometer recht schnell. Irgendwann war die letzte große Kurve überstanden und es lagen nur noch wenige Kilometer entlang der Elbe bis zum Ziel vor uns. Spannend waren nun die einzelnen Positionskämpfe innerhalb der Gruppe. Bisher kannte ich es nur aus den Berichten verschiedener Radrennen – jetzt war ich live und in Farbe dabei. Der Zug nahm nochmal ordentlich an Fahrt auf und ich suchte mir einen Platz im vorderen Teil der Gruppe. Bis ca. 500m vor dem Ziel fuhren alle noch hintereinander, um vom Windschatten des Vordermannes zu profitieren doch nun fächerte sich die Gruppe auf. Jeder kämpfte um eine gute Position für den abschließenden Sprint und so schossen wir über die Ziellinie. Endlich war es geschafft. Ohne Sturz, mit vielen Erfahrungen reicher und einer guten Platzierung im Mittelfeld endete so das Velorace für mich.
Vielen Dank an die lautstarke Unterstützung von Diana, Elisabeth, Mateo, Katrin und Peter, Vivi und Vali, Julia und Tim sowie Hannes. Soviel Begeisterung abseits der Rennstrecke habe ich nur am U-Turn am Großen Garten erlebt.
Henschi